Die
Hummelnestmotte
Aphomia sociella Linnaeus,
1758
engl.: bee moth
Ein
Bruträuber von Hummel- und Wespennestern
Text: Thomas Rickinger
Aphomia sociella Linnaeus, 1758, die Hummelnestmotte, gehört in die Familie
der Pyralidae (Zünsler), Unterfamilie Galleriinae (Wachsmotten). Mit ca. 3 cm Flügelspannweite ist das erwachsene Tier relativ groß für
einen Kleinschmetterling. Die Imagines sind
weiß-bräunlich gefärbt und fliegen von Mai bis September. Die Raupen von
Aphomia sociella sind hellgrau-gelblich mit roter
Kopfkapsel und braunem Nackenschild.
Foto: Olaf Leillinger; Aphomia sociella Linnaeus,
1758
Sie sind polyphag (d.h. verschiedenartige Nahrung fressend) und entwickeln sich in
erster Linie in Hummel- und Wespennestern. Die
Hummelnestmotte wird häufig auch als Wachsmotte bezeichnet, was nicht ganz
korrekt ist. Im Gegensatz zu ihren Verwandten Galleria mellonella L. (Große
Wachsmotte) und Achroia grisella Fbr. (Kleine Wachsmotte) benötigt
A.sociella
nämlich für ihre Entwicklung kein Wachs. A. sociella
bevorzugt Hummelnester; ihre Raupen fressen dort Abfälle, ernähren
sich aber auch räuberisch von der Hummelbrut. Der Befall durch diesen
Schmetterling führt gewöhnlich zu Nestverlusten. Selbst große Völker werden
durch die Raupen von A. sociella meist innerhalb weniger Wochen zerstört.
Fotos: Malcolm Storey
Der Schmetterling fliegt bei Dunkelheit und findet die Nester
mittels seines Geruchsinnes. Anschließend legt er mehrere
hundert Eier im engeren Nestbereich ab, aus denen nach
einigen Tagen die Jungraupen schlüpfen. Nester von
Sozialen Faltenwespen werden von A. sociella seltener befallen.
Fotos: Malcolm Storey
Gut getarnt!
In SCHREMMER 1962 sind zwei solche
Fälle für Dolichovespula saxonica und für
Vespa
crabro dokumentiert.
Die Raupen halten sich dabei gesellig im oberen Bereich
des Nestes auf. Sie überziehen den Raum zwischen Wabengassen, Stützpfeiler
und Nesthülle mit einem dichten und zähen Gespinst, welches sie offenbar
vor den Wespen schützt. Die Raupen sind sehr lichtscheu und ziehen sich
bei Beunruhigung ins Innere dieses Gespinstgebildes zurück. Durch langsamen
Ausbau des Gespinstes werden immer größere Teile des Wespennestes von
den räuberischen Raupen übernommen. Die Wespenbrut, die sich - abgetrennt
von den Wespen - im "Raupenbereich" befindet, wird aufgefressen.
Die erwachsenen Larven verpuppen sich gesellig, meist
innerhalb des Wespennestes.
Die Kokons liegen dann dicht in Reihe nebeneinander und durch Raupenseide
zu einem Klumpen versponnen.
Larve, vom Seidengespinst
befreit!
Im Falle des Dolichovespula saxonica-Nestes versuchten die
Wespen, mittels senkrecht hochgezogener Papierwände offenbar, das weitere
Vordringen der Raupen einzudämmen.
Bei dem Vespa crabro-Nest
war die Königin entweder verunglückt oder gab (wie Schremmer vermutete) aufgrund
des A. sociella - Befalls ihr Nest auf. Das Volk besaß zu diesem Zeitpunkt
bereits einige Arbeiterinnen, welche die Brut anschließend nicht mehr pflegten
und das Nest nach und nach verließen.
Relativ unklar ist bisher, wie es A. sociella
fertig bringt, ihre Eier in Wespen- und Hornissennestern abzulegen. Bei EDWARDS
1980 heißt es dazu wörtlich: "How can a soft-bodied insect like the predacious
moth Aphomia
sociella enter the nest without being rapidly overcome by the stings of
the wasps? We do not know the answer [...]".
A. sociella legt ihre Eier bei Nacht ab, was
sie zumindest teilweise vor den Wespen schützen dürfte. Möglicherweise werden
die Eier auch im Eingangsbereich deponiert und anschließend von den Wespen
selbst unbemerkt "eingeschleppt".
Hier noch ein Beitrag
von Dr. Billig:
Im unteren Bild kann man sehen, dass die
Hornissen (nicht etwa die Motten!) als Abwehrmaßnahme das Nest
regelrecht aushöhlen und auf diese Weise versuchen, den fast unsichtbaren
Gegner los zu werden. Ohne Erfolg - das Nest (war in der freien Natur) war 1
Woche später vollständig verlassen.
Fotos: Dr.
Elmar Billig
Aber auch die Jungraupen von Plodia interpunctella, der
Dörrobstmotte, können ein geschwächtes Hornissennest zerstören ...
Foto: Frank Hornig
"Erste-Hilfe-Maßnahmen" bei
befallenen Hornissenvölkern, hierzu einige Tipps aus unserem Forum:
-
.... hier handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um räuberische
Mottenraupen der Kleinschmetterlingsart Aphomia sociella. Diese Raupen
spinnen nach und nach immer größere Teile des Nestes ab und fressen
anschließend die von den Hornissen getrennte Brut. Näheres ist nachzulesen
unter Schremmer, Wespen und Hornissen, Wittenberg-Lutherstadt 1962.
Dieser Raupenbefall könnte zu einer Zerstörung des Nestes führen, da die
Hornissen erfahrungsgemäß recht hilflos gegenüber diesen Parasiten sind.
-
Am besten kontrolliert man das Nest häufiger und sammelt alle Raupen (die
sich übrigens in die dunkelsten Regionen des Nestes zurückzuziehen
versuchen!) ein. Übrigens: die Hummelfreunde haben ein ähnliches Problem
mit der verwandten Wachsmotte (Galleria mellonella); einige nehmen dagegen
das Wachsmotten-bekämpfungsmittel B401 auf Basis des Bacillus thuringiensis
(gibt´s im Imkereifachhandel, schadet den Bienen nicht).
Ich bin zwar gegen den Einsatz irgendwelcher künstlicher Mittel, wollte es
aber erwähnen, für den Fall, das alle Stricke reißen...
Thomas
-
...billiger als mit b401 geht's mit neudorff - nachzulesen
unter der hummelpflege bei www.hymenoptera.de allerdings fehlen anwendungen und erfahrungen bei vespa; wäre schön, wenn
solche berichte hier im forum landen -- würde mich echt mal interessieren.
aber danke für diesen interessanten eintrag !
melanie
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