Der Bienenwolf
(Philanthus triangulum, Fabricius 1775, engl.: Bee Wolf)
>> Teil
3 <<
Es gibt noch eine ähnliche, mediterrane Art,
die Wildbienen fängt und nur sehr selten auch im südlichen Mitteleuropa
vorkommt. Sie wird bis zu 19mm lang und ist nicht so ausgedehnt gelb gezeichnet
wie der heimische Bienenwolf. Das Propodeum ist unpunktiert und unbehaart. Es handelt sich um
Philanthus coronatus (Thunberg, 1784).
Foto:
Peter Bündgens; aufgenommen auf Kreta im Juni 2003
Vorkommen
Philanthus coronatus in Deutschland:
BW: Südbaden: Kaiserstuhl, Tuniberg (Schmid-Egger
1996: Bembix 7:19).
BY: aktuell (briefl. Mitt. Mandery, 1999)
Als Bienenwolf wird ebenso ein rotschwarzer Buntkäfer (Trichodes apiarius) bezeichnet,
der sich als Larve in den Nestern verschiedener Solitärbienen und Bienenstöcken entwickelt.
Die adulten räuberischen Käfer halten sich auf Blüten auf und überfallen hier andere Blütenbesucher, fressen allerdings auch Blütenstaub.
Foto: Uwe Schneehagen, Schweiz
Quellen:
-
Witt, Rolf: Wespen beobachten, bestimmen.
-
Bellmann, Heiko:
Bienen, Wespen, Ameisen
Haltbar durch Belecken
Quelle: GEO; 05/Mai 2000, Autor: Marcus Anhäuser
Eine räuberische Wespe bewahrt ihre Beute mit "Spucke" vor dem Verschimmeln.
Lebensmittel verderben, wenn sie nicht haltbar gemacht werden. Dieses Problem
hat auch der Europäische Bienenwolf Philanthus triangulum. Die Weibchen dieser
Grabwespenart erbeuten Honigbienen, lähmen sie durch einen Stich und legen sie
als Vorräte in die Brutkammern ihrer Larven, damit diese genug Nahrung finden,
um heranzuwachsen und sich zu verpuppen.
Das Raumklima der Kammern aber ist denkbar ungeeignet, um
"Fleischvorräte" zu lagern: Die Temperaturen schwanken tagsüber
zwischen 20 und 30 Grad Celsius; die Luftfeuchtigkeit erreicht nahezu 100
Prozent - ideale Bedingungen für eine Brutkammer, aber auch für Schimmelpilze.
Trotzdem sind die Bienen auch nach mehreren Tagen Lagerung noch schimmelpilzfrei.
Biologen glaubten bisher, dass Substanzen im Betäubungsgift der
Bienenwolf-Weibchen die lebenden Vorräte vor Pilzbefall schützen.
Der Ökologe Erhard Strohm vom Biozentrum der Universität Würzburg konnte jetzt in einer Versuchsreihe nachweisen, dass nicht das
Gift die Bienen konserviert, sondern eine spezielle Behandlung durch den Bienenwolf.
Bevor das Weibchen die betäubte Beute in die Kammer schafft, beleckt es mit
den Mundwerkzeugen intensiv deren gesamten Körper. Auf diese Weise bleibt das
Opfer drei bis vier Tage gegen Pilzbefall geschützt; ohne die Konservierung
schimmelten die gelähmten Bienen bereits nach einem Tag. Um welche Substanz es
sich bei dem Pilzgift handelt, versucht Strohm zur Zeit mit Chemikern der
Universität Würzburg herauszufinden.
Der Würzburger Forscher hält es für denkbar, dass sich "auch bei
anderen Arten dieser Insektengruppe solche Verhaltensmechanismen finden".
|
|
|
Die grausame Apothekerin
Quelle: Die Zeit; März 2005 Autor: Marcus Anhäuser
Mit Hilfe von Bakterien schützt das
Bienenwolf-Weibchen seinen Nachwuchs und nutzt ein Antennensekret, um Beute bei
lebendigem Leib zu konservieren
Gnadenlos haben ihn die Imker früher gejagt, mit tödlichem E605 oder mit dem
Umweltgift Lindan (Hexachlorcyclohexan). So berichtete 1956 die Zeitschrift für
Bienenforschung von einer »sehr erfolgreichen« Bekämpfung im fränkischen
Pegnitz. Dort hatte der örtliche Imkerverein auf einer Fläche so groß wie drei
Fußballfelder stolze 255 Kilogramm Lindan verstreut, um eine ganze Kolonie ihres
Erzfeindes zu vernichten.
Der Bienenwolf, so heißt der Imkerschreck, ist eine Grabwespenart. Ihre Weibchen
sind etwas größer und schlanker als die pummeligen Honigbienen, denen sie
nachstellen. In der Kinderstube von Familie Bienenwolf herrschen grausame
Sitten: Die Bienen dienen den fliegenden Wölfinnen als Lebendfutter für ihren
Nachwuchs. Die Wespenweibchen lähmen die Bienen durch eine Giftinjektion und
bestücken jede ihrer unterirdischen Brutkammern mit bis zu fünf paralysierten
Honigsammlerinnen. Auf das Frischfleisch legen sie dann jeweils ein Ei pro
Kammer.
Zum Glück für die Wissenschaft konnte allerdings auch der massive Einsatz von
Lindan die Wespenart nicht ausrotten. In den 1960er Jahren studierte der
niederländisch-britische Verhaltensforscher Niko Tinbergen den Bienenwolf
Philanthus triangulum und bekam nicht zuletzt wegen der Forschung über das
Orientierungsverhalten der Wespe den Nobelpreis für Medizin, gemeinsam mit
Konrad Lorenz und Karl von Frisch. Und unlängst erforschte eine Würzburger
Gruppe um Erhard Strohm ein weiteres Geheimnis dieser Wespen, das die
Wissenschaftler nun in Current Biology veröffentlichten.
Der Bienenwolf liebt Wärme und baut sein Nest in sonnig sandige Steilwände, aber
auch in die Ritzen zwischen Pflastersteinen. »Im Sommer wird es da schnell mal
30 Grad bei fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit«, sagt Strohm. Ideale Bedingungen
für Schimmel und Verderbnis. Doch trotz des tropischen Mikroklimas fand der
Wespenkenner nur in vier von hundert Brutkammern Schimmelpilze. Gut so – denn
haben diese sich breit gemacht, bedeutet es das Aus für die Bienenwolflarve.
Zuerst verschimmeln die Futter-Bienen bei lebendigem Leib, dann der Kokon und
drinnen die Larve.
Doch es ist nicht das lähmende Gift, wie ursprünglich angenommen, das den
gefährlichen Pilzbefall fern hält. Vielmehr schützt die Grabwespe ihre betäubte
Bienenbeute durch Abschlecken. Dies hatte Strohm, der gerade von Würzburg nach
Regensburg gewechselt ist, schon vor sechs Jahren entdeckt. »Das Lecken
balsamiert regelrecht ein und schützt vor Schimmel«, sagt der Biologe. Ohne
Wespenbalsam schimmeln die Bienen drei- bis viermal schneller als geschleckt.
Der Schimmelschutz für den Kokon blieb dagegen lange ein Rätsel, denn das
Seidengespinst entsteht erst, wenn Mutter schon lange fort ist.
Jetzt kennt Erhard Strohm den Trick: »Ich hatte eine weiße Substanz in Verdacht,
ohne aber genau zu wissen, wie sie den Kokon schützt.« Und tatsächlich: Die
Bienenwölfin presst vor der Eiablage im Brutkämmerchen eine weiße Paste aus
ihren Fühlern, schmiert diese an die Decke und lässt das Ei auf den
Bienenkörpern zurück. Die Larve frisst das weiße Zeugs und rettet so ihr Leben.
»Durch Zufall fanden wir heraus, was das eigentlich ist: Es sind Bakterien«,
sagt Martin Kalthenpoth. Er hat die Einzeller zum Thema seiner Doktorarbeit
gemacht. Zigmillionen stäbchenförmiger Einzeller leben in jeweils fünf Drüsen
der Bienenwolf-Antennen. Es ist das erste Mal, dass eine derartige Symbiose in
Insektenfühlern nachgewiesen wurde.
Nachdem Kalthenpoth Gensequenzen der Antennenbewohner mit jenen anderer
Mikroorganismen verglichen hatte, war klar, zu welcher Gruppe sie gehören – und
damit auch, wieso die Untermieter Kokon und Larve schützen. »Sie gehören zur
Gattung Streptomyces«, sagt der Jungforscher. Bei diesem Namen denken
Mikrobiologen und Mediziner sofort an Antibiotika. Etwa 65 Prozent aller in der
Medizin eingesetzten Antibiotika werden von Streptomyceten produziert. Zwar
werden die meisten gegen andere Bakterien eingesetzt, manche aber auch gegen
Pilzerkrankungen.
»Wir haben die Bakterien im Seidenkokon nachgewiesen. Die Larve webt sie beim
Spinnen in die Hülle ein«, erklärt Erhard Strohm. Der Nachweis des Antibiotikums
wird aber bei den nur in Spuren vorhandenen Mengen nicht einfach. Kanadischen
Kollegen gelang vor sechs Jahren Ähnliches bei Blattschneiderameisen. Sie
entdeckten die Bakterien auf deren Körpern. Die Ameisenbakterien schützen die
Pilzgärten ihrer Wirte gegen Invasionen schädlicher Schimmelpilze mit einem
Antibiotikum. Sie gehören zur Gruppe der Actinomyceten, zu der auch die Gattung
Streptomyces zählt.
Ob das noch unbekannte Fungizid in Zukunft medizinisch nutzbar wird, hängt von
mehreren Faktoren ab. So müssten die Bakterien gezüchtet werden. »Weltweit
konnten wir erst wenige Prozent der Mikroorganismen kultivieren«, dämpft Roy
Gross, Mikrobiologe in Würzburg, die Erwartungen. Symbiotisch lebende Bakterien
wie in den Wespenfühlern können extrem wählerisch sein, was ihre
Lebensbedingungen angeht. Was macht wohl Insektenfühler so heimelig? »Man könnte
auch das Genom sequenzieren und dann das Antibiotikum identifizieren«, schlägt
Martin Kalthenpoth vor. Das dürfte nicht ganz billig werden. Aber auch ohne die
heute so oft geforderte Anwendungs-tauglichkeit findet Gross solche
Grundlagenforschung extrem spannend. »Jedes neu entdeckte System birgt so viele
Geheimnisse. Wer weiß, welche Abwehrstoffe die Bakterien noch produzieren.« Und
was der einst erbarmungslos gejagte Jäger sonst noch an Überraschungen zu bieten
hat."
|
|
|
Der Kuckuck
oder Parasitoid des Bienenwolfes
Die parasitoide Goldwespe Hedychrum rutilans ist
auffällig glänzend metallisch gefärbt, hauptsächlich in Rottönen, aber auch
bläulich und grünlich. Der Hinterleib dieses schönen Insekts kann - je nach
Blickwinkel des Betrachters - farblich durch so genannte Struktur- oder
Interferenzfarben recht unterschiedlich wirken (durch Interferenz des von
unterschiedlichen Chitinschichten reflektierten Lichtes).
|
|
|
Foto:
Erhard Strohm
Die Goldwespe Hedychrum rutilans ist zur Erhaltung der Art auf den Bienenwolf spezialisiert und demnach meist an deren Nestaggregationen zu finden; wo sie die Bienenwolfnester regelmäßig inspiziert
und abfliegt.
Bei Hedychrum rutilans lassen sich 2 Strategien
beobachten, den Wirt Bienenwolf zu parasitieren:
1. Hedychrum rutilans kann nicht mehr in bereits
vorhandene Brutzellen eindringen, denn diese sind sehr sorgfältig vom
Bienenwolfweibchen verschlossen worden. Dagegen wird ein Ei auf die im Hauptgang
zwischengelagerten Bienen gelegt (bevor diese verproviantiert werden).
2. Die Goldwespen-Weibchen nähern sich bereits im
Fluge einem von erfolgreicher Jagd auf Honigbienen zurückkehrenden
Bienenwolf-Weibchen, um noch vor der Verproviantierung in der Bienenwolfhöhle
ein Ei am Beutetier anzuheften.
Die erstgenannte Strategie scheint nach Erhard Strohm die weitaus häufigere zu sein.
Die Goldwespe Hedychrum rutilans findet man zwecks Eigenversorgung auch gerne auf Blüten.
|
|
|
Weitere Informationen
Nächste
Seite:
Feldwespen (Polistinae)
Hymenoptera>Vespoidea>Vespidae>Vespa
crabro>Hornisse>Hornet>Frelon>Hoornaar>Vespa grande>Abejorro>Calabrone
Hymenoptera>Vespoidea>Vespidae>Vespa crabro>Hornisse>Hornet>Frelon>Hoornaar>Vespa grande>Abejorro>Calabrone
Webmaster:
Dieter Kosmeier
Hymenoptera>Vespoidea>Vespidae>Vespa
crabro>Hornisse>Hornet>Frelon>Hoornaar>Vespa grande>Abejorro>Calabrone
Hymenoptera>Vespoidea>Vespidae>Vespa
crabro>Hornisse>Hornet>Frelon>Hoornaar>Vespa grande>Abejorro>Calabrone
www.hornissenschutz.de
www.vespa-crabro.de
|